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Herzpatienten sind im Sommer besonders belastet, denn Hitze und Schwüle belasten den Körper und den Kreislauf. Was man als Herzpatient beachten sollte, erklärt Professor Dr. David Leistner, Direktor der Kardiologischen Klinik an der Uniklinik Frankfurt am Main.

Wenn jetzt im Sommer die Temperaturen steigen, ist das eine anstrengende Zeit für den Körper. Menschen mit einer Herzerkrankung sind doch sicher noch stärker betroffen. Was belastetHerzpatienten am meisten?

Hier muss man etwas differenzieren, an welcher Herzerkrankung betroffene Patientinnen und Patienten genau leiden.

Liegt eine Herzkranzgefäßerkrankung, eine sogenannte koronare Herzerkrankung (KHK) vor, ist neben der Temperatur vor allem auch die damit einhergehende Ozon-Belastung im Sommer eine Gefahr. Hohe Temperaturen und ein Überschreiten von Ozon-Grenzwerten können direkt Herzinfarkte auslösen. Daneben werden temperaturbedingt die Gefäße im Körper geweitet, was den Blutdruck sinken lässt und unter Umständen eine Anpassung der Bluthochdruck-Therapie nötig macht, damit der Kreislauf nicht instabil wird. Bei
Patientinnen und Patienten, die in Folge einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) wassertreibende Medikamente – sogenannte Diuretika – einnehmen müssen, muss man sehr genau darauf achten, dass nicht Schwitzen und anderer Flüssigkeitsverlust im Sommerklima den Körper austrocknen lässt und die Nierenfunktion sowie den Elektrolythaushalt gefährdet, was Herzrhythmusstörungen auslösen kann.

Wann wird es bedenklich für Herzpatienten? Gibt es Indikatoren?

Immer wenn Temperaturen die 30-Grad-Marke übersteigen oder „Ozon-Alarm“ ausgelöst wird, dann gilt Vorsicht für Herzpatienten. So wie Schulen in solchen Konstellationen dann über Hitzefrei nachdenken, sollten Herzpatientinnen und -patienten sich dann klar machen, dass Gefahr droht.

Was ist belastender, die Luftfeuchtigkeit oder die Hitze?

Das kann wissenschaftlich nicht klar beantwortet werden. Wir wissen, dass der Sommer, neben hohen Temperaturen, zahlreiche Nebeneffekte mit sich bringt – Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Ozon-Gehalt, Feinstaubbelastung. Diese Effekte in Summe bedingen die erhöhte Gefahr für Herzpatientinnen und -patienten. Konkret konnte gezeigt werden, dass gerade ein plötzlicher Wetterumschwung im Sommer, der mit Luftdruckveränderungen einhergeht, und hohe Ozon-Konzentrationen mit einem deutlichen Anstieg an kardiovaskulären Notfällen – wie Herzstillständen oder Herzinfarkten – zu beobachten ist.

Wie verhält sich ein Herzpatient richtig?

Herzpatienten sollten ähnlich wie andere vulnerable Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel Kinder oder ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Hitze meiden.
Das bedeutet bei Höchsttemperaturen zu Mittags- und Nachmittagszeiten die Öffentlichkeit zu meiden. Aufgrund der Feinstaub- und Ozon-Belastung sollten dabei gerade Städte und Straßenzüge mit hoher Verkehrsdichte gemieden werden und auch Fenster und Türen in solchen Bereichen möglichst geschlossen gehalten werden. Zudem raten wir herzkranken
Patientinnen und Patienten ja ohnehin regelmäßig (täglich mindestens einmal) den Blutdruck zu messen – das ist an Sommertagen noch wichtiger.

Univ.- Prof. Dr. med. David M. Leistner, Direktor der Klinik für Kardiologie/Angiologie

Univ.- Prof. Dr. med.

David M. Leistner

Direktor der Kardiologie und Angiologie

direktion-kardiologie@herz-frankfurt.de +49 69 63015789
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