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Frauen haben nach einem Herzinfarkt deutlich schlechtere Überlebenschancen als Männer. Das liegt unter anderem an fehlender Aufklärung, aber auch der eigenen Wahrnehmung der Frauen. In Frankfurt wurde nun das erste universitäre Frauenherzzentrum in Deutschland an der Frankfurter Universitätsklinik gegründet, um dem Thema mehr Gewicht zu verleihen. Die Leiterin Lena Seegers erklärt, was sich auch in den Köpfen von Männern und Frauen ändern muss.

Warum ist es für Frauen noch immer wahrscheinlicher, an einem Herzinfarkt zu sterben als für Männer?

Das Problem ist vielschichtig. Einmal ist es die eigene Wahrnehmung der Frau und wie sie ihre Symptome wahrnimmt – und deshalb zu spät in die Notaufnahme kommt. Aber es liegt auch an den Ärzten, dass diese mitunter nicht schnell genug die Symptome erkennen. Und drittens gibt es noch die biologische Ebene. Von der wissen wir noch zu wenig – also, ob es bestimmte Mechanismen gibt, die zu einer höheren Sterblichkeit führen. Eventuell spielt auch eine Rolle, dass Frauen in der Regel zehn Jahre älter sind als Männer, wenn sie einen Herzinfarkt bekommen.

Übelkeit, Rückenschmerzen: Unterschiedliche Infarkt-Symptome

Ab welchem Alter ist das Herzinfarkt-Risiko für Frauen demnach besonders hoch?

Das fängt nach der Menopause an. Ab 50 plus zehn Jahre ist so eine empfindliche Phase, in der das Risiko für einen Herzinfarkt steigt.

Pionierarbeit

Das Frauenherzzentrum in Frankfurt gibt es seit Oktober 2023. Es ist das bislang erste universitäre Frauenherzzentrum in Deutschland. Auch in anderen Bereichen der Medizin ist es noch wichtig, stärker nach den Geschlechtern zu unterscheiden, stellt Lena Seegers klar. So beruht bislang ein Großteil der Studien vor allem auf männlichen Probanden. Und auch bei Arzneimittelstudien spielen Frauen nicht die Rolle, die ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht, was zum Beispiel mitunter problematisch für die Dosierung von Medikamenten ist.

Welche Symptome sollten Frauen im Gegensatz zu Männern bei einem Herzinfarkt ernst nehmen?

Frauen haben auch Brustschmerzen. Aber häufig werden die Symptome anders wahrgenommen. Eigentlich ist es ein Blumenstrauß an Symptomen: Sie fühlen sich unwohl, und meistens kommt so etwas schleichend. Sie fühlen sich also schon seit Tagen nicht gut, haben Übelkeit und Rückenschmerzen oder Luftnot. Und dann kommt dieses Engegefühl und der Druck auf der Brust dazu.

Herzinfarkt kündigt sich meist schon tagelang an

Und dann steigern sich die Schmerzen?

In der superakuten Phase, also dem Moment, wo es dann auch gefährlich wird, intensiviert sich der Schmerz maximal. Aber häufig – auch bei den Männern – hat man zuvor schon tagelang etwas gemerkt, aber nicht gewusst, was es ist. Und auf diese Symptome bereits zu hören, ist wichtig. Das Gefährliche am Herzinfarkt ist ja, dass ein nicht unerheblicher Teil der Patienten die Notaufnahme gar nicht erreicht, weil das Herz zuvor zu schlagen aufhört. 

Wie häufig leiden Frauen denn überhaupt an einem Herzinfarkt?

Es ist tatsächlich die häufigste Todesursache bei Frauen weltweit, auch wenn viele noch denken, dass dies Brustkrebs sei. Und wenn man sich die Zahlen anschaut, versterben in Deutschland Frauen leider häufiger in Krankenhäusern an einem Herzinfarkt als Männer. Da haben wir schon noch einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, auch im restlichen Europa, der eigentlich nicht sein soll. In Amerika sind die Zahlen durch die starke Aufklärung zu dem Thema tatsächlich schon etwas besser.

Das Frauenherzzentrum in Frankfurt wurde also etabliert, um auf das Thema stärker aufmerksam zu machen?

Ja, das ist einer der Gründe. Außerdem ist es wichtig, bei dem Thema interdisziplinär zu arbeiten. So gibt es zum Beispiel Zusammenhänge zwischen Niereninsuffizienz und dem Herz. Aber es gibt auch einige geschlechtsspezifische Risikofaktoren bei Frauen, die für einen Herzinfarkt eine Rolle spielen, weshalb wir auch noch stärker mit den Gynäkologen zusammenarbeiten wollen. So gehören zum Beispiel Schwangerschaftsbluthochdruck oder -diabetes sowie eine frühe Menopause zu den Risikofaktoren für einen Herzinfarkt. Aber auch eine Frühgeburt oder wiederholte Fehlgeburten sowie Autoimmunkrankheiten oder eine Chemotherapie bei Brustkrebs können Risikofaktoren sein.

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Lena Seegers

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